- Maurizio Purrello
- 25. November 2024
- Business, E-Commerce
Warum Gründer scheitern? Die umfassende Anleitung, wie Sie die häufigsten Stolpersteine umschiffen
Die Statistik spricht eine klare Sprache: Viele aller Neugründungen scheitern in den ersten Jahren. Doch was sind die Hauptgründe für dieses frühe Scheitern? Und wie können Sie als Gründer diese Fallen vermeiden? In diesem umfassenden Leitfaden möchte ich Ihnen die drei häufigsten Gründe für das Scheitern von Start-ups näherbringen. Gleichzeitig zeige ich Ihnen, wie Sie diese Stolpersteine erfolgreich umgehen, um Ihr Unternehmen langfristig auf Erfolgskurs zu halten. Denn eines ist sicher: Scheitern ist kein endgültiges Ende, sondern eine wertvolle Lerngelegenheit, aus der Sie gestärkt hervorgehen können.
1. Fehlerhafte Kalkulationen: Die unsichtbare Kostenfalle
Die erste und vielleicht häufigste Ursache für das Scheitern einer Neugründung liegt in der Kalkulation. Viele Gründer neigen dazu, betriebliche und private Kosten zu vermischen, was zu einer erheblichen Fehleinschätzung der finanziellen Lage führt. Doch was bedeutet das genau und wie können Sie diese Fehler vermeiden?
- Trennung von betrieblichen und privaten Kosten
Eine präzise Kalkulation beginnt mit der klaren Trennung zwischen betrieblichen und privaten Ausgaben. Zu den betrieblichen Kosten gehören Ausgaben wie Miete für Geschäftsräume, Gehälter für Mitarbeiter, Ausgaben für Werbung und Marketing, Versicherungen sowie Kosten für Waren und Rohstoffe. Auch Ausgaben, die vielleicht nicht zwingend notwendig sind, wie ein Firmenwagen, müssen in die betriebliche Kalkulation einfließen.
Es ist entscheidend, einen Puffer in Ihrer Kalkulation einzuplanen. Kein Kostenplan ist von Anfang an perfekt. Unvorhergesehene Ausgaben können immer auftreten, und wenn Sie keinen Puffer haben, kann dies schnell zu finanziellen Schwierigkeiten führen. Eine gute Faustregel ist es, etwa 10-20% der kalkulierten Kosten als Puffer einzuplanen.
- Berücksichtigung des Gewinnanteils
Ein weiterer wichtiger Punkt in der Kalkulation ist der Gewinnanteil. Je nach Branche und Preisstruktur sollte Ihr Gewinnanteil zwischen 10 und 30% liegen. Ein häufiger Fehler ist es, den Stundensatz aus dem Angestelltenverhältnis auf das eigene Unternehmen zu übertragen. Das ist jedoch problematisch, da dieser Stundensatz keine Betriebskosten oder Gewinnmargen beinhaltet. Sie müssen also eine komplett neue Kalkulation erstellen, die alle Ihre Kosten und einen angemessenen Gewinnanteil berücksichtigt.
Vergessen Sie nicht, die Umsatzsteuer von 19% in Ihre Berechnungen mit aufzunehmen. Diese sollte auf den finalen Verkaufspreis aufgeschlagen werden, damit Sie am Ende den Bruttoverkaufspreis für Ihre Produkte oder Dienstleistungen korrekt ermitteln.
- Private Ausgaben korrekt kalkulieren
Auch im privaten Bereich ist eine genaue Kalkulation entscheidend. Zu Ihren privaten Kosten gehören beispielsweise die private Krankenversicherung, Miete, Altersvorsorge und andere persönliche Ausgaben. Diese sollten nicht in die betriebliche Kalkulation einfließen, aber Sie müssen sie dennoch berücksichtigen, um zu wissen, wie viel Gewinn Ihr Unternehmen erzielen muss, damit Sie privat gut leben können.
Nachdem Sie Ihre betriebliche Kalkulation abgeschlossen haben, ist es wichtig, die Steuerlast zu berücksichtigen. Ziehen Sie die zu erwartenden Steuern von Ihrem Nettogewinn ab und berechnen Sie, ob Ihr verbleibender Gewinn ausreicht, um Ihre privaten Ausgaben zu decken. Planen Sie das nicht sorgfältig, kann es passieren, dass Ihre Kalkulation nicht aufgeht und Ihr Unternehmen in finanzielle Schieflage gerät.
2. Abhängigkeit von einem Großkunden: Die unterschätzte Gefahr
Der zweite große Stolperstein, der viele Neugründungen zu Fall bringt, ist die Abhängigkeit von einem einzigen Großkunden. Dies mag auf den ersten Blick verlockend erscheinen, schließlich bedeutet ein großer Auftrag zunächst einmal Sicherheit und Umsatz. Doch diese Abhängigkeit birgt erhebliche Risiken.
- Die Illusion der Sicherheit
Viele Gründer freuen sich über den ersten großen Auftrag, der den Anschein von Stabilität und Wachstum vermittelt. Doch was passiert, wenn dieser Kunde nicht zahlt oder selbst in Schwierigkeiten gerät? Plötzlich stehen Sie vor einem großen Problem: Ihr gesamtes Unternehmen hängt von diesem einen Kunden ab, und wenn dieser wegfällt, geraten Sie in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten.
- Diversifikation der Kundenbasis
Um diese Abhängigkeit zu vermeiden, sollten Sie von Anfang an darauf achten, Ihre Kundenbasis zu diversifizieren. Kein Kunde sollte mehr als 20% Ihres Umsatzes ausmachen. So stellen Sie sicher, dass Ihr Unternehmen nicht in Schieflage gerät, wenn ein Kunde ausfällt.
Ein ähnliches Prinzip gilt für den E-Commerce. Wenn Sie Ihre Produkte über Marktplätze verkaufen, sollten Sie darauf achten, nicht nur auf einen Marktplatz angewiesen zu sein. Wenn Sie auf diesem Marktplatz plötzlich gesperrt werden oder es technische Probleme gibt, könnten Sie von einem Tag auf den anderen ohne Umsatz dastehen. Diversifizieren Sie daher auch Ihre Verkaufsplattformen.
- Rechtliche Absicherung
Falls Sie dennoch mit einem Großkunden zusammenarbeiten, sollten Sie darauf achten, dass alle Vereinbarungen sauber und rechtlich abgesichert sind. Klare Verträge mit eindeutigen Zahlungsbedingungen und Absicherungen können Ihnen helfen, das Risiko zu minimieren. Seien Sie sich immer bewusst, dass eine starke Abhängigkeit von einem Kunden Ihre Verhandlungsposition schwächt und Sie in eine unangenehme Abhängigkeit bringt.
3. Falsche oder unzureichende Steuerplanung: Die Zeitbombe im Hintergrund
Der dritte und ebenfalls sehr häufige Grund für das Scheitern von Neugründungen ist eine unzureichende Steuerplanung. Viele Gründer konzentrieren sich in den ersten Jahren vor allem auf den Aufbau ihres Geschäfts und vergessen dabei, dass auch die Steuerlast mit dem Erfolg wächst.
- Das Problem mit den Steuernachzahlungen
Oftmals entsteht das Problem erst im dritten oder vierten Jahr der Selbstständigkeit. Im ersten Jahr verdienen die meisten Gründer noch wenig und zahlen kaum Steuern. Auch im zweiten Jahr bleibt die Steuerlast oft gering. Doch im dritten Jahr, wenn das Geschäft hoffentlich an Fahrt aufnimmt, kommen plötzlich hohe Steuernachzahlungen auf Sie zu.
Das Problem dabei ist, dass Sie möglicherweise nicht nur die Steuer für das vorletzte Jahr nachzahlen müssen, sondern auch für das vergangene Jahr und Vorauszahlungen für das laufende Jahr fällig werden. Im schlimmsten Fall müssen Sie also die Steuerlast von bis zu drei Jahren auf einmal stemmen. Für viele Gründer ist das eine finanzielle Belastung, die sie nicht tragen können. Kredite von Banken sind für die Begleichung von Steuerschulden in der Regel schwer zu bekommen, was die Situation weiter verschärft.
- Vorausschauende Steuerplanung
Um dieses Problem zu vermeiden, sollten Sie von Anfang an eine vorausschauende Steuerplanung betreiben. Sobald Sie Gewinn machen, sollten Sie etwa 30% davon auf ein separates Konto legen. Dieses Geld dient ausschließlich zur Deckung der Steuerlast. So haben Sie im Fall einer Steuernachzahlung oder einer hohen Vorauszahlung immer genügend Mittel zur Verfügung und geraten nicht in Liquiditätsprobleme.
Eine sorgfältige Steuerplanung ist essenziell für den langfristigen Erfolg Ihres Unternehmens. Sie ermöglicht es Ihnen, sich auf Ihr Geschäft zu konzentrieren, ohne ständig Angst vor einer finanziellen Belastung durch die Steuer zu haben.
Fazit: So vermeiden Sie das Scheitern in den ersten Jahren
Das Scheitern einer Neugründung ist kein unvermeidliches Schicksal. Mit der richtigen Vorbereitung und einem klaren Bewusstsein für die häufigsten Fehler können Sie die Risiken deutlich minimieren. Achten Sie auf eine präzise und getrennte Kalkulation von betrieblichen und privaten Kosten, diversifizieren Sie Ihre Kundenbasis, um Abhängigkeiten zu vermeiden, und planen Sie Ihre Steuerzahlungen vorausschauend ein.
Wenn Sie diese drei Punkte beherzigen, legen Sie einen soliden Grundstein für den Erfolg Ihres Unternehmens. Und denken Sie immer daran: Scheitern ist kein Ende, sondern eine Chance, aus Fehlern zu lernen und beim nächsten Mal noch besser zu werden.